Schönheit

Im Auge des Betrachters

Von Innen nach außen

Strahlende Magie.



63. Tag 

Ab hier übernehme ich mal das Schreiben.

Torte hat es bis zum Schluss spannend gemacht. Die erste Schwangerschaft bei einer meiner Hündinnen ist immer eine aufregende Reise. Man weiß nicht, wie sie die Zeit der Trächtigkeit überstehen wird, und werden wir es merken, wenn sie bereit ist für die Geburt? Ich habe das Törtchen die ganze Woche rund um die Uhr genau im Blick gehabt und auf jede kleine Veränderung geachtet. Klar, Torte würde behaupten, ich habe sie gestalkt, was eigentlich auch stimmt, doch ab dem 57./58. Tag vom Deckzeitpunkt an gerechnet ist eine Geburt möglich. Und auch nach hinten raus, bis zu 70 Tagen, kann die Schwangerschaft dauern. Der Durchschnitt liegt bei 63 Tagen, doch jede Hündin ist da sehr individuell.

Natürlich kann man seine Mädels mit der Zeit gut einschätzen, doch bei Torte war alles neu. Eine gute Hilfe ist die Körpertemperatur. Diese misst man in den letzten Tagen der Trächtigkeit zwei- bis dreimal täglich, und fällt die Temperatur um 1 Grad, wird die Geburt meistens in den nächsten 24 Stunden beginnen. Hm, bei Torte fing das Problem schon damit an, dass ihre Temperatur sowieso schon fast 1 Grad unter der Normaltemperatur eines Hundes lag, also doch ein Eisbär. Es blieb nur das genaue Beobachten. Am Donnerstag, am 62. Tag, war ich mir sicher, es geht los. Leichte Wehen waren zu erkennen und Törtchen war sehr unruhig. Zum Abend wurde jeder erdenkliche Ort von ihr auf Geburtstauglichkeit getestet und das Restrudel schaute ziemlich interessiert zu, was Torte da so trieb. Ein Nest in der Spielzeugkiste? Unter dem Küchensofa? Im Wohnzimmer auf dem Sofa? Draußen unterm Busch im Garten? In der Welpenbox? Vielleicht in dem extra aufgebauten „Kreißsaal"? Auf keinen Fall! Letztlich ließ sie sich überreden, mit mir zusammen pfötchenhaltend auf dem dafür vorgesehenen Platz die Nacht zu starten. Im Laufe der Nacht wurden die Wehen immer stärker und gegen 5.30 Uhr rief ich meine Freundin an, die bei der Geburt gerne dabei sein wollte und eine recht lange Anfahrt von fast drei Stunden einkalkulieren musste. Rainer wurde geweckt und ab 7 Uhr saßen wir zu dritt auf dem Bett, hielten abwechselnd Pfötchen und kraulten Tortes runden dicken Bauch. Tja, was soll man sagen, Torte gefiel diese Art des Verwöhnens so gut, dass sie im Laufe des Morgens vergessen hatte, auf was wir eigentlich warteten, und sich, vor sich hinschlummernd, von uns verwöhnen ließ.

Um 13 Uhr musste meine Freundin aufgrund eines Termins unverrichteter Dinge wieder die Heimreise antreten. Torte ist bester Laune und wir versuchen noch mal 2/3 Stunden zu schlafen. Dann gegen 18 Uhr schien Bewegung in die Sache zu kommen. Die Wehen wurden stärker und Torte bestand jetzt auf Anwesenheit ihrer Hebamme und von Herrchen. Abwechselnd lag sie bei mir oder Rainer im Arm und ab 19 Uhr wurde deutlich: Wir sind im Endspurt. Torte hat jetzt Presswehen und bemüht sich tapfer mit unserer Unterstützung, ihre Honigbärchen in ein neues, aufregendes Leben zu entlassen.

Um 19.40 Uhr am 63. Tag kommt die Magie des Mutterseins in Tortes Leben und ihre Erstgeborene, Fräulein Orange, betritt mit 295 Gramm die Bühne des Lebens. Torte war verunsichert, was mit ihr passierte, schnüffelte aber neugierig an ihrem Töchterchen und begann, sie sofort abzulecken. Als dann aber die Nachgeburt kam, jeder Welpe hat einen eigenen Mutterkuchen, geriet sie kurz in Panik und wollte nur noch weg. In solchen Momenten bin ich unglaublich dankbar dafür, dass meine Hunde grenzenloses Vertrauen zu mir haben. Ich konnte sie direkt beruhigen und sie kuschelte sich wieder zu mir und der kleinen Zimtschnecke. Keine Sekunde zu früh, denn um 20 Uhr will schon Fräulein Pink mit 402 Gramm die Welt erobern. Einmal Luft holen, abnabeln, wiegen, Halsbändchen umlegen und um 20.40 Uhr kommt schon Fräulein Gelb mit 340 Gramm auf die Welt. Torte ist jetzt ganz ruhig und unglaublich tapfer. Sie presst, leckt und gibt den Kleinen die erste kostbare Milch. Schon um 20.50 Uhr kommt mit 375 Gramm der erste Bube, Herr Dunkelblau, ins Spiel und um 21.15 Uhr der zweite, Herr Grün mit 382 Gramm. Um 21.45 Uhr folgt Nr. 6, Herr Hellblau, mit 320 Gramm. In zwei Stunden 6 Welpen, Wahnsinn, das hatten wir so auch noch nicht und für Torte eine echte Herausforderung. Sie hält sich großartig, ist aber auch mit der plötzlichen Menge krabbelnder und quietschender Welpen leicht überfordert. Gott sei Dank gibt es jetzt eine etwas größere Pause und die frische Mama kann einen Moment schlummern, während wir uns schnell mit einem Snack und einem Schluck zu trinken versorgen. Mehr Zeit bleibt nicht, sie hat wieder Wehen und besteht auf Beistand von uns beiden. Um 0.30 Uhr und um 0.50 Uhr kommen Fräulein Rosa mit 285 Gramm und Herr Lila mit 376 Gramm auf die Welt. Jetzt merke ich Torte die Strapazen an, sie wird hektisch, zittert, zeigt sich gestresst und knurrt die Welpen an. Ich versorge sie mit Calcium und hochkalorienhaltiger Spezialnahrung und lege mich zu ihren Welpen. Das gibt ihr wieder Kraft und Sicherheit und sie legt sich zu mir. Die Kleinen dürfen wieder an die Zitzen und Kopf an Kopf liegen Torte und ich zusammen und bestaunen die Magie. Irgendwann schlummern wir beide ein und als ich völlig steif nach einer Stunde wieder wach werde, sehe ich, dass auch Rainer auf einem Stuhl sitzend eingeschlafen ist. Alle sind völlig erschöpft und es wird Zeit, den Kreißsaal zu verlassen. Torte findet acht Welpen für völlig ausreichend. Die kleinen H's ziehen mit Mama in die vorgewärmte Wurfbox und aus dem Kreißsaal wird wieder ein Bett und um 5 Uhr liegen wir alle in unseren Betten. Ich kann von meinem direkt in das Babybett schauen und bin unglaublich stolz auf meine kleine Sturmwolke, die jetzt eine Mama von acht wunderschönen kleinen Zimtschnecken ist.


Share by: